Die Vorlesung am Dienstag, 6. November 2012, geht der Frage nach (veränderten) Arbeitsbedingungen im Postfordismus nach und wird sich zudem der Interessensvertretung von ArbeitnehmerInnen widmen. Zu den beiden Themen werden Roland Atzmüller von der Universität Linz und Franz Georg Brantner, Betriebsratsvorsitzender bei der Herba Chemosan Apotheker AG, sprechen.
Ort: Hörsaal 31 (Hauptgebäude Universität Wien)
Zeit: 18:30 – 20:30 Uhr
Arbeitsbedingungen im Postfordismus
Dr. Mag. Roland Atzmüller (Universität Linz)
Die kapitalistische Arbeitswelt war in den letzten Jahrzehnten massiven und umkämpften Transformationen ausgesetzt. Dazu zählt etwa die Erosion des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses, zunehmende Arbeitslosigkeit und die wachsende Zahl prekärer und atypischer Beschäftigungsformen, wodurch Unsicherheit wieder zu einer alltäglichen Überlebensbedingung der Existenz der Lohnabhängigen wird. Die Zunahme von Dienstleistungsaspekten in vielen Tätigkeiten, die Transformation unternehmerischer Governanceformen hin zur Vermarktlichungsprozessen innerbetrieblicher Abläufe und die Einführung von Formen indirekter Steuerung (Kennzahlen, Benchmarks etc) haben einerseits zunehmend das unternehmerische Risiko auf die Beschäftigten verlagert und andererseits zu einer wachsenden Anforderung an die subjektiven Fähigkeiten und Kompetenzen (Kommunikation, Kooperation, Kreativität, Lernfähigkeit) der Beschäftigten geführt. Der Massenarbeiter und berufliche Facharbeiter des Taylorismus/Fordismus soll (zumindest im höherqualiifizierten Bereich) durch den Arbeitskraftunternehmer abgelöst werden.
Die Interessensvertretung von ArbeitnehmerInnen
Franz Georg Brantner (Betriebsratsvorsitzender Herba Chemosan Apotheker AG)
Die betriebliche Interessensvertretung ist ein zentraler Instrument zur Durchsetzung von ArbeitnehmerInneninteressen. Die Wahl eines Betriebsrates kann durchgeführt werden, wenn dauernd mindestens fünf stimmberechtigte ArbeitnehmerInnen in einem Betrieb beschäftigt sind. Die Aufgabe des Betriebsrates ist es, die wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Interessen der ArbeitnehmerInnen im Betrieb wahrzunehmen und zu fördern. Die neoliberale Wende in den 1990er Jahren und der Prozess der Globalisierung haben die Aufgaben und Herausforderungen für Betriebsrätinnen jedoch massiv verändert. Ein anderer wesentlicher Aspekt der der Interessenvertretung von ArbeitnehmerInnen ist das Verhältnis zwischen innerbetrieblicher Interessensvertretung und überbetrieblichen Strukturen (Gewerkschaft, Arbeiterkammer).
Für alle, die mittwittern, der Hashtag zur Lehrveranstaltung: #ArbWelt