21. März 2012, 12.00 Uhr, Franz Koskarti, Betriebsrat in der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), und Andreas Kolm, Mitarbeiter im Büro der Obfrau der WGKK, empfangen die Studierenden zum Betriebsbesuch in der Verwaltungszentrale der WGKK.
Bevor es zu einem Rundgang im Gesundheitszentrum Wien-Süd geht, erhalten die Studierenden Informationen über Organisation und Aufgaben der Wiener Gebietskrankenkasse durch Andreas Kolm. (Die Präsentationen folgen in Kürze!)
Anschließend am Programm: die Besichtigung des Gesundheitszentrums Wien-Süd. (Info: Zum Konzept der Gesunheitszentren) Die Beobachtung „arbeitsweltlicher Spezifika“ in einer Gesundheitseinrichtung ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden, insbesondere wenn es sich um eine ganze Besichtigungsgruppe handelt.
Konkret war es nicht möglich, Arbeitsabläufe im Verhältnis zwischen PflegerInnen bzw. ÄrztInnen und PatientInnen zu beobachten, das heißt Behandlungen o.ä.
Ein erster Teil der Besichtigung widmete sich daher dem Austausch mit dem Leiter des Gesundheitszentrums, der über die Charakteristika der Einrichtung als Poliklinik, die Herausforderungen im städtischen Gesundheitssystem, die Kapazitäten des Gesundheitszentrums und die Organisation des ambulanten Behandlungsablaufs einer Vielzahl an PatientInnen berichtet bzw. auch für alle Fragen der Studierenden zur Verfügung stand.
Eine weitere für die Besichtigung zugänglich Station war das Labor des Gesundheitszentrums, in dem der Laborleiter die Arbeitsabläufe und vor allem auch die medizinisch-technischen Zusammenhänge der Labortätigkeit erklärte.
Abgeschlossen wurde der Rundgang durch das Gesundheitszentrum mit Ausführungen der Leiterin des Pflegepersonals in einem Warteraum. Dabei wurden unter anderem Fragen der Arbeitsorganisation und -einteilung, das Verhältnis zwischen Pflegepersonal und ÄrztInnen sowie auch der Geschlechterverhältnisse nach Tätigkeitsbereichen und Hierarchiestufen besprochen.
Der abschließende Programmpunkt des WGKK-Besuchs bestand in einem ausführlichen Gespräch der Studierenden mit dem Betriebsrat, bei dem auch Fragen des Prinzips der „Selbstverwaltung“, auf dem die WGKK beruht, diskutiert wurden.
Hier stichwortartig einige Notizen zu diesem Austausches:
Fragen der Studierenden an den Betriebsrat:
– Geschlechterverhältnisse in der Belegschaft nach Tätigkeiten und Hierarchiestufen, aber auch im Betriebsrat.
– Wie hoch war die Wahlbeteiligung zur Betriebsratswahl? Antwort: 85%. These eines Teilnehmers: je höher die Beteiligung, desto größer die Problemlagen im Betrieb.
Problemlagen in der WGKK:
Stellung als öffentlicher Dienstleister, Beschäftigte sind Dienstleistungspersonal, die öffentliche Meinung über die WGKK ist nicht immer die beste; falsche Einreihungen in den KV; Bestreben, höheres Gehalt zu bekommen; Arbeitsorganisation: Öffnung von KundInnenbereichen; erhebliche Unterschiede nach Tätigkeitsbereich: Abwicklung von Versichertenanfragen im Verwaltungsbereich vs. medizinischer Betreuung in Ambulanzen, Arbeit in den KundInnencentern ist häufig sehr schwierig, da Betroffene nicht selten ihrem Unmut über Versicherungsentscheidungen freien Lauf lassen.
Titel der LV „Beschäftigte und Unternehmen in der Globalisierung„:
– Inwieweit spielt die EU-Gesetzgebung für die WGKK eine Rolle?
– Globalisierung > Verschärfung des Standortwettbewerbs > Erosion von Arbeitsverhältnissen > weniger Versicherungsleistungen v.a. seitens der Arbeitgeber („Umgehungsverträge“)
– Globalisierung > Migrationsströme; migrantische Beschäftigte und Anerkennung von Ausbildungen: in der WGKK in sehr geringem Ausmaß (u.a. da insgesamt geringe Fluktuation), außer im Reinigungsbereich.
Was ist „Selbstverwaltung“?
Demokratischer Bereich einer Organisation, Sozialversicherung ist laut österr. Verfassung eine Aufgabe des Staates, dieser kann diese Aufgabe aber an eine Institution der Selbstverwaltung übertragen; siehe dazu auch: Österreichische Sozialversicherung.